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Musikdosen Infos

Geschichte der Musikdose

Ste-Croix, Schweiz

Der Ursprung der Musikdose kann zurückverfolgt werden bis ins Jahr 1796, zu Antoine Favre, ein Uhrmacher aus Genf. Zuerst nur eine Ergänzung in Uhren, Parfümflaschen, Schmuckstücken usw., verhalf das Musikwerk dem Ort Sainte-Croix (Westschweiz) während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu Berühmtheit.

Zu dieser Zeit machte dieser Industriezweig 10% aller Schweizer Exporte aus, und war eine Quelle der Freude für Herrscher von Europa bis China.

Die Erfindung des Phonographs durch Edison, der 1. Weltkrieg sowie die Weltwirtschaftskrise 1928 machten der Musikdosen-Industrie sehr zu schaffen. Nach dem 2. Weltkrieg wurden Musikdosen wieder populärer, dank der amerkianischen Soldaten, welche diese als Erinnerungsstücke und Geschenke zurück in ihre Heimat mitnahmen.

1960 begann eine japanische Firma mit der Massenproduktion billiger kleiner Musikwerke. Später kamen auch chinesische Produkte auf den Markt.

Als Resultat mussten die meisten der über 30 Schweizer Hersteller die Produktion einstellen, da die Arbeitskosten in Asien nur einen Bruchteil jener in der Schweiz betragen. Leider wurde dadurch auch die Auswahl an Melodien stark reduziert.

Heute ist die Schweizer Musikdosen-Manufaktur "Reuge" die grösste Bandbreite an Musikwerken, von kleinen Werken mit 17-Noten-Kamm für Taschenuhren bis zu exquisiten Spieldosen mit auswechselbaren Walzen und 144-Noten-Kamm.

Musikdosen-Typen - Plattendosen

Plattendose

Diese Erfindung entstand am Ende des 19. Jahrhunderts und ging der Erfindung des Phonographen voraus.

Der Gebrauch der Platten ist sehr einfach. Im Gegensatz zu den Walzen-Musikdosen ist der Musikkamm nicht je nach Melodie unterschiedlich gestimmt. Somit kann man immer Platten (des gleichen Typs) dazukaufen und die Platten-Sammlung erweitern.

1986 übernahm die Schweizer Firma Reuge die Produktion dieses Produkts von der Firma Thorens, welche weltweit bekannt war für ihre Platten-Musikwerke. 2010 stellte Reuge die Produktion von Plattendosen ein.

Wir verkaufen noch Platten sowie eine Plattendose der populärsten Grösse AD30, welche Sie >auf dieser Seite sehen können.

Musikdosen-Typen - Walzendosen

Spieldosen mit einer Walze (Zylinder) sind üblicher als Plattendosen.

Nachfolgend - und auf unserer Webseite - benutzen wir Akbkürzungen, um die Musikwerke zu klassifizieren. Ein Musikwerk mit 1 Melodie und 36 Zähnen (Noten) beim Kamm wird als "1.36-Musikwerk" bezeichnet.

Einfache Musikwerke

1.17 Musikwerk

Die kleinsten Musikwerke mit 1 Melodie, 17 Zähnen beim Kamm (1.17) werden für Taschenuhren sowie Mini-Musikdosen verwendet.

Die nächste Grösse ist 1.18, oft verwendet in kleinen Musikdosen und Schmuckdosen. Obwohl es 1 Zahn mehr hat als das 1.17-Musikwerk, ist es viel günstiger, da die Miniaturisierung des 1.17-Werks schwieriger zu erreichen ist.

Es gibt weiter Musikwerk-Grössen wie 1.22 und 1.28, welche vorwiegend in Schmuckdosen verwendet werden.

1.36-Musikwerke werden in "besseren" Schmuckdosen und Musikdosen verwendet, und haben einen deutlich besseren Klang als die kleineren Musikwerke.

1.50-Musikwerke werden vorwiegend in Musikdosen eingesetzt.

Musikwerke mit Melodien-Wechsler:

3.72 Musikwerk

Bei Walzen mit Melodien-Wechsler - eine faszinierende Technik - wird die Walze am Ende einer Melodie seitlich verschoben, damit für die nächste Melodie andere Zähne vor dem Kamm platziert sind. Wenn alle 3 oder 4 Melodien gespielt wurden, springt die Walze zurück zur Orginalposition, um wieder die 1. Melodie zu spielen. Am üblichsten sind 3.72-Musikwerke, welche von Spieldosen-Sammlern weltweit geschätzt werden. 3.144-Musikwerke bestehen aus 2 3.72-Kämmen, welche auf dem Musikwerk nebeneinander platziert wurden.

Cartel-Musikwerke

Cartel Musikwerk

Spieluhren mit Cartel-Mechanismus sind komplexer konstruiert als die oben erwähnten Musikwerke. Mittlere und grosse antike Dosen haben oft diesen Cartel-Mechanismus, um das Musikwerk aufzuziehen. Das Aufziehen erfolgt nicht mit einem Schlüssel, sondern mit einer Ratsche. Die Antriebsfeder ist nicht in einem festgeschraubten Federgehäuse, sondern in einem drehenden, zylinderförmigen Gehäuse. Der Windflügel ist aufwändiger gefertigt als bei anderen Musikwerken.

Musikwerke mit Wechselwalzen

Wechselwalzen

Musikdosen mit auswechselbaren Walzen sind so konstruiert, dass man zwischen den 5 mitgelieferten wählen kann. Wie bei den anderen Dosen muss man vor dem Kauf entscheiden, welches Melodienset man will. Man kann später keine Walzen dazukaufen, da der Kamm je nach verwendeten Melodien anders gestimmt ist.

Übliche Grössen sind 5.50 (5 Walzen mit je 1 Melodie) und 15.72 (5 Walzen mit je 3 Melodien). Sehr spezielle Dosen, z.B. mit 20 Melodien mit 155 Noten, sind auch erhältlich, aber oft in limitierter Produktion und dementsprechend teuer.

Herstellungsprozess einer Musikdose

Das Musikwerk

Arrangieren der Melodie(n): Dieser Arbeitsschritt ist nur nötig, wenn eine Melodie neu für ein Musikwerk erstellt wird. Die Melodie muss auf ihre Essenz reduziert werden, damit sie in 17, 24, 36 oder 50 Sekunden (je nach Musikwerk-Grösse) wiedergegeben werden kann. Diese Arbeit wird durch einen professionellen Musiker/Komponist gemacht.

Maschinelle Bearbeitung: Herstellung der Messing-Bodenplatte.

Stanzen: Diverse Stanz-Maschinen stellen mechanische Teile des Musikwerks her, meist aus Messing und Stahl.

Kamm

Der Kamm: Die Kämme werden zuerst als Block ausgeschnitten, und anschliessend werden die Zähne eingeschnitten mit Maschinen, welche speziell dafür durch Reuge hergestellt wurden. Der Kamm wird dann erhitzt und in Öl getaucht um einen thermischen Schock zu erzeugen. Dadurch wird die richtige Härte und somit die nötige Klangqualität erreicht. Die genauen Einstellungen dieses Prozesses sind geheim. Anschliessend wird für die tiefen Töne Blei angelötet.

Nun wird der Kamm gestimmt. Dies ist eine computer-gesteuerte Operation. Jeder Zahn hat eine Frequenz, und ein Schleifrad schleift den Zahn ab, bis die gewünschte Frequenz erreicht ist.

Zum Schluss werden Dämpfer unter die Zähne mit tieferen Tönen geklebt, um ein Nachschwingen zu verhindern und damit die Klangqualität zu verbessern.

Zylinder

Die Walze: Der Messingzylinder wird maschinell erstellt und Löcher für die Walzenstifte gebohrt. Anschliessend wird 0.25mm dünner Stahldraht in die Bohrungen gesteckt. In der Manufaktur "Reuge" wird jede Walze von Auge kontrolliert, ob alle Stifte eingesteckt und gerade sind. Zum Schluss werden die Walzen-Enden verschlossen, eine Achse eingeführt und die Stifte auf eine einheitliche Länge gekürzt.

fixieren

Fixieren: Dies ist das erste Mal im Produktionsprozess, dass man die Melodie hören kann. Der "Fixeur" baut die Musikwerk-Teile auf der Basis-Platte zusammen und kontrolliert das Musikwerk. Der Kamm wird von Hand montiert, nicht zu nah und nicht zu weit von den Stiften der Walze entfernt. Diese Arbeit erfordern ein gut geschultes Gehör und gute Augen.

Die Dose

Die Dosen werden normalerweise nicht in derselben Werkstatt wie die Musikwerke hergestellt.

Die Innenseiten sind oft aus Ulmenholz, ein sehr stabiles Holz. Anschliessend wird ein wertvolles Wurzelholz-Furnier (naturbelassen oder gefärbt) an den Aussenseiten angeleimt.

Der Boden der Dose dient als "Lautsprecher" der Spieldose. Er muss dünn genug sein um zu vibrieren, wie eine Geige, aber solid genug um das Musikwerk zu tragen und bei einem Transport nicht beschädigt zu werden.

Der Lack besteht aus 1 bis 3 Schcihten für günstigere Dosen. Fur die exquisiten Dosen werden oft über 20 Schichten lackiert. Nach jeder Lackschicht muss der Lack 3 bis 4 Tage trocknen. Vor jedem Lackieren muss die Dose erneut poliert und gereinigt werden.

Es gibt auch Dosen aus anderen Material, z.B. Acrylglas, Keramik, und unsere Eigenentwicklung, Vinyl.

inlay work

Intarsiendosen: Viele Spieluhren sind mit Einlege-Arbeiten dekoriert, welche meist von Hand hergestellt werden. Manchmal werden über 500 Holzteile verwendet. Nach dem Herausschneiden der Holzstücke werden diese auf einem Stück Papier zusammengesetzt, und dann auf die Dose übertragen. Das Papier wird beim Polieren der Dose entfernt.

Die Schatten bei Intarsien werden erzeugt, indem die Holzstücke mit einer Pinzette kurz in erhitzten Quarzsand gesteck und so angesengt werden.

Zusammenbau

Musikwerk montieren

Das Musikwerk wird von Hand in die Dose eingebaut.

Nach dem Anschrauben des Werks wird der Start-Mechanismus kontrolliert und justiert.

Die Melodien-Etikette und der Aufzieh-Schlüssel werden angebracht, und schliesslich wird die fertige Musikdose kontrolliert.

Musikdosen-Links

Abspielen der Musikdose

Für den besten Hörgenuss, sollte Ihr Ohr mindestens 30cm von der Musikdose entfernt sein. Ein allfälliger Glasdecke sollte geschlossen sein.

Die Lautstärke und der Klang können etwas beeinflusst werden durch Öffnen oder Schliessen des Deckels, und bei Dosen mit Wechselwalzen durch Öffnen der Schublade, in der die Zylinder aufbewahrt werden.

Ein weiterer Faktor ist der Standort der Dose. Meist bietet eine Holz-Unterlage den besten Klang, aber probieren Sie einfach selbst, wo und mit welcher Unterlage Ihre Musikdose die grösste Klangqualität bietet.

Musikdosen-Pflege

Ziehen Sie das Musikwerk wenn möglich nicht auf, während die Melodie spielt.

Ziehen Sie das Musikwerk nur soweit auf, bis Sie Widerstand spüren. Niemals mit Kraft aufziehen!

Vermeiden Sie direktes Sonnenlicht, behandeln Sie Ihre Spieluhr wie ein wertvolles Möbelstück.

In Ländern mit hoher Luftfeuchtigkeit, bewahren Sie die Spieluhr falls möglich in Rämen mit Klimaanlage auf.

Schützen Sie das Musikwerk vor Staub (z.B. durch Schliessen des Deckels).

Aufbewahrung idealerweise in grösstenteils abgespieltem Zustand, damit die Antriebsfeder nicht mit der Zeit an Spannung verliert.

Vor dem Transport muss das Musikwerk in Ruheposition sein (am Ende der Melodie). In dieser Position berühren die Stifte der Walze den Kamm nicht.

Benutzen Sie für Dose und Musikwerk keine Reinigungsmittel, welche es beschädigen könnten.

Berühren Sie das Musikwerk und speziell den Kamm nicht. Falls der Kamm berührt wurde, sollten Fingerabdrücke mit einem trockenen Tuch entfernt werden.

Singvogel Geschichte

Singvogeldose

Rund zehn Jahre vor dem Entstehen der mechanischen Musik bauten die Hersteller komplizierter Pendeluhren, Jaquet-Droz in La-Chaux-de-Fonds, einen Singvogel-Automaten, dessen Spielwerk sie verkleinerten und in ihre anspruchsvollen Uhren einbauten. So entstand diese aussergewöhnliche Mechanik, die das Singen eines Vogels mit Hilfe eines Blasebalgs und einer Kolbenflöte wunderbar imitiert.

Im 19. Jahrhundert waren die Vogelkäfige in China sehr begehrt, und man sagt, die damaligen Herren hätten sie benutzt, um echte Vögel singen zu lehren. Zu dieser Zeit waren Singvögel-Wettbewerbe selbst in Europa üblich.

1960 hat Reuge die Fabrikation dieser Spezialität von zwei Unternehmen aus Frankreich und Deutschland übernommen, um die Prachtstücke dieser Tradition zu retten und Ihnen diese aussergewöhnliche Kunst anbieten zu können.